Hebeklaus: Teilrestaurierung Deutz D 4006

Hallo Netzgemeinde,

nachdem mein Bauwägelchen nun fertig ist und in neuem Glanz erstrahlt, soll das Zugfahrzeug natürlich nicht aussehen, als käm`s vom Schrottplatz oder vom Mistfahren... na ja, - hätte ich das mal vorher geahnt, was man sich damit antut...

Unser Deutz D 4006, Bj. 1978 ist, sieht man von Kleinigkeiten ab, für sein Alter eigentlich recht gut beieinander, er hat auch nur ca. 5500 Betriebsstudnen auf der Uhr, funktioniert technisch einwandfrei und wird 1-2 x wöchentlich benutzt, hauptsächlich um Rasenpflegegeräte hin und her zu fahren.

Der Zahn der Zeit hat natürlich seine Spuren hinterlassen, insbesondere in Form von Roststellen am Verdeck, und den beiden hinteren Kotflügeln.
Der linke davon muß in jedem Fall geschweißt werden....
Der Fahrersitz ist restlos verschlissen und muß ersetzt werden, ebenso der Scheibenwischermotor.

Mein Plan also:

Restaurierung des Verdecks, ( entrosten, neu lackieren, Scheibenwischer ersetzen)
Restaurierung der beiden hinteren Kotflügel, ( schweißen, richten, entrosten, neu lackieren)
Ausbeulen, richten und lackieren der beiden vorderen Kotflügel,
Demontage des rechts vorhandenen Mähantriebs inklusive Steuergerät.

Vorkenntnisse: Keine, bzw. noch weniger...

Ausrüstung: Was man so in einer Heimwerkstatt hat, jedenfalls keine Bühne, kein Kran oder Flaschenzug, aber Trennschleifer in verschiedenen Größen, Schleifmaschinen, einschließlich Drehmel, Drahtbürsten, jede Menge Schleifpapier und Schraubenschlüssel bis 32 er Größe, das muß reichen...

Trotzdem hab`ich`s jetzt erst mal geschafft, das Verdeck, - ein Fritzmeier M 701 ohne Seitenteile, komplett mit Halterungen zu demontieren, ( ein paar Seile und 3 Helfer waren nötig ):

So, wie hier links bleibt der Trecker jetzt zunächst bis zum Winter fahrtauglich, denn der Überrollbügel ist gem. StVZO nicht vorgeschrieben und neuen TÜV hat der Trecker auch ohne diesen in der letzten Woche bekommen.

Im Hintergrund ist schon der neue Sitz zu erkennen, - sicher kein Original und auch nicht von höchster Qualität, dafür aber günstig ( 80,-) und online bestellt, nach 3 Tagen eingetroffen und schon montiert.

Rechts das demontierte, noch zusammengebaute Gestell des Fritzmeier M 701 ohne Halterungen, die Scheibe ist bereits demontiert. In den letzten zwei Wochen habe ich nur geschliffen und Rost entfernt, Dank eines Bekannten konnte ich einige der Teile, ( die Halterungen vor allem) sandstrahlen, denn das Schleifen, selbst mit einem Drehmel, ist nicht nur mühsam, sondern man kommt an manche Stellen nicht richtig heran...

Hier rechts der neue Sitz, links und rechts sind an den je 3 Löchern der Sitz der Halterungen des Verdecks zu erkennen.

Zwischendurch habe den Trecker insgesamt, besonders "unten rum" von Jahrzehnte altem "Knies", wie man im Rheinland sagt, befreit. Hier hab ich recht gute Erfahrungen mit Backofenreiniger, - einwirken lassen, - und einem Dampfstrahler gemacht. Das dabei möglicherweise an einigen Stellen auch die Farbe des Motorblocks abgeschwemmt wird, hab ich in Kauf genommen.

Apropos Farbe: Hier war wieder mal das Internet hilfreich, denn das ist eine Wissenschaft für sich!
Ich gebe hier mal die Zusammenfassung wieder:

Das Fritzmeier-Verdeck ist in einem kieselgrau ( RAL 7032) lackiert gewesen.
Der Trecker selbst in "Deutz-grün 74" - tja, das ist was ganz Spezielles, soll ungefähr dem Farbton RAL 6018 entprechen, ( gelb-grün) und wurde bei den 06-ere Typen erst ab 1978 verwendet.
Der Motorblock ist in schwarzblau ( RAL 5004), die Felgen in Weiß-Aluminium ( RAL 9006)
gehalten, - daß alles findet man u.a. im Deutz-Forum, wo sich die Traktorenthusiasten tummeln, die natürlich päpstlicher als der Pabst sind....

Jedenfalls kann man das spezielle helle grün, eben Deutz-grün-74, - so kaufen, die RAL-Farbtöne sowieso.

Ich kann vermelden, daß zumindest die Angaben für das Verdeck, ( RAL 7032) absolut korrekt sind, den zwischenzeitlich habe ich alle Teile nach dem Zerlegen entrostet, grundiert und mit diesem Farbton auch lackiert, passt!

Übrigens: Ich habe mir insgesamt 3 Dosen Grundierung, ein Döschen Rostumwandler, sowie eine Dose Rostschutzlack und 5 Dosen grau, ( Akryllack) per Interent bestellt und damit die Teile lackiert, - mit etwas Übung auch weitgehend nasenfrei. - Mitttlerweile weiß ich, daß vielleicht Kunstharzlack widerstandsfähiger ist, aber da unser Trecker nicht mehr im harten Arbeitseinsatz ist und auch trocken stehen kann, erscheint mir der Vorteil des Acryllacks sinnvoll zu sein, - denn das ist nach 20 Min. staubtrocken. Lackiert habe ich in einem Raum, der gut belüftet, ansonsten leer und von niemandem betreten oder genutzt wird.
Meinen Ansprüchen genügt das Ergebnis.

Zur Zeit beschäftige ich mich mit dem Scheibenrahmen, - den es leider nicht mehr als Neuteil gibt, die meisten anderen Teile gibt es noch im Original oder als Nachfertigung, - allerdings auch recht teuer. Diverse Händler im Internet bieten unter dem Stichwort "Fritzmeier M 701" alles möglich an.

Bei unserem Rahmen ist lediglich an einer Stelle rechts, wo der Griff der Scheibe sich befindet, eine kleine Durchrostung vorhanden gewesen, ( 5 Mark-groß..) - nach gründlichem Entrosten habe ich hier von beiden Seiten ein zugeschnittenes 1,5mm Blechstück aufgeklebt ( ja, wirklich, schweißen kann ich nicht), - das wird jetzt verschliffen und dann lackiert, - hält, sieht gut aus und wird,- da keine Belastung drauf ist, ewig halten.... hoffe ich. siehe Bild rechts, noch roh...

Eine kleine, künstlerische Abweichung vom Original habe ich mir wohl zum Entsetzen aller " Nur Original"-Puristen geleistet: Die dreieckigen Halterungen des Fritzmeierrahmens, ( also wo Dach und senkrechte Streben zusammen geführt werden) habe ich in "Deutz-grün" lackiert, das gibt dem Ganzen einen gewissen Kick...

Und: Den Schriftzug " Fritzmeier" am Rahmen ersetze ich durch den Namen meines Heimatortes, dem ich mich eben sehr verbunden fühle, natürlich im annähernd originalen Schrifttyp.

Hier schon mal der provisorisch wieder zusammengesteckte Rahmen.

Der Winter war zwar bisher keiner, trotzdem konnte ich nicht so recht voran kommen, denn irgendwie fehlt einem immer das Tageslicht ....

aber es sind viele Kleinigkeiten und auch ein paar größere doch noch gelungen....

Beide hinteren Kotflügel sind komplett demontiert, hier der sehr mitgenommene linke.

Beide sind jetzt in der Werkstatt meines Vertrauens und sind bereits geschweißt und geschliffen, die entsprechende Farbe steht auch schon bereit.
Genauso sind die beiden vorderen Kotflügel in der Behandlung.

Ich selbst habe mich mit dem entrosten, schleifen und Neuanstrich von kleineren Teilen, wie z.B. den beiden Kotflügelhaltebügeln, beschäftigt. Auch die waren stark vom Rost befallen, und es war eine ziemliche Arbeit, die Teile blank zu bekommen, Daneben habe ich einen kompletten Satz Beleuchtungen für die beiden Kotflügel neu bestellt.
Insgesamt ist es jetzt doch wieder ein größeres Projekt, denn ich will jetzt auch den Motorblock, soweit es geht reinigen und zumindest da wo nötig neu lackieren.

Auch diese Farbe habe ich schon und damit bereits Kleinteile lackiert. Rechts einen bereits bearbeiteten Bügel vorne und dahinter den im Originalzustand.

Ich bin sehr gespannt auf die Rechnung meiner Werkstatt....

Februar 2016 - Aufgrund des Winterwetters geht es nur langsam vorwärts, aber die Kotflügel hat meine Werkstatt fast fertig:

Neben dem Entrosten, Ausbeulen, Schleifen und Lackieren war auch das teilweise Einschweissen neuer U-Bleche als Stabilisatoren erforderlich, weswegen ich eine Fahrt nach Holland gemacht habe, um zwei weitere, total verbeulte Kotflügel zu kaufen, um dann festzustellen, daß die zwar exakt baugleich , aber schlicht größer sind, sprich für einen 06er Typ mit größeren Rädern/Reifen gedacht waren ! Zumindest die Profile konnte man aber verwenden.... Den Rest verkaufe ich jetzt wieder weiter....

Unten der jetzige Zustand des Treckers, oder sollte ich sagen"Dragster" ?

März 2016 - Tja, wie das so ist, wenn man ein solches Projekt beginnt: eigentlich wollte ich nur die Kotflügel und das Verdeck machen.... aber dann.... mhh... hier noch was und da noch was, und wenn schon, dann auch richtig.
Jetzt sind auch die beiden vorderen Kotflgel ab und schon gerichtet und lackiert, momentan bin ich dabei den Motorblock arealweise zu reinigen und neu zu lackieren:

Hier rechts sieht man die linke Seite ohne Trittbrett, ( hinter dem sich jahrzehntelang Dreck angesammelt hatte) und Teile des hinteren Hydraulikblocks, den ich auch gereinigt und nachlackiert habe.

Links der hintere Teil mit demontierter Zugmaulhalterung

Und nun noch was Spezielles, - vielleicht kann mir irgend jemand, der das liest, einen tipp geben: Unten seht ihr ein Steuerungsgerät, das für den ehemals vorhandenen Mähbalken zuständig war. Beides würde ich gerne abmontieren, allerdings weiß ich nicht, ob ich das so ohne Weiteres machen kann, schließlich soll das Hydrauliköl nicht auslaufen und die Hydraulik insgesamt intakt bleiben.
Vermutlich werde ich also eine Werkstatt aufsuchen müssen.

Links: Die Mähwerkhalterung, mit den Zu- und Ableitungen. Löst man diese, tritt dann Öl aus ?

Unten rechts:
Das genannte Steuergerät. Was passiert, wenn ich die Leitungen löse ?
Ist da eine Art Ventil dran, muß ich einen "Stopfen" haben?

Blöd, wenn man so gar keine Ahnung hat.....

hier links der Zustand nach Demontage des Steuergeräts, ich habe die Grundplatte wieder montiert, nachdem ich die Löcher habe zuschweißen lassen. Das ist zwar dicht, aber die Hydraulik funktioniert nicht. Irgendwas habe ich also falsch gemacht.....

Es gibt aber auch was Positives: die vorderen Kotflügel

sind wieder montiert und sehen aus wie neu !

Es ist nun Ende Mai geworden und es war nicht immer Zeit, das Projekt voranzutreiben.
Dennoch hat sich einiges getan:
Die beiden hinteren Räder sind demontiert, gereinigt, angeschliffen und neu lackiert, der Getriebe und Hydraulikblock ist ebenfalls komplett lackiert, einschließlich der Trittbretter links und rechts.

Gestern sind die beiden hinteren Kotflügel aus der Lackiererei gekommen und heute morgen konnte sich die endlich montieren.

Hier nun das Ergebnis:

( Bilder anklicken, um große Ansicht zu sehen)

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und war überrascht, wie gut alles wieder zusammen passt. Es ist sicher keine Profi-Restaurierung, aber wie schon an anderer Stelle geschrieben, meinen Ansprüchen genügt es.

damit sind die wirklich großen Arbeiten erledigt. Jetzt kommen noch die Vorderräder dran und einige Kleinteile. Dann folgt die Montage der neuen Beleuchtung und das Wiederaufsetzen des Fritzmeier-Verdecks.

Die letzten Tage konnte ich nutzen und es geht zügig voran. Der Verdeckrahmen ist bereits wieder montiert, ebenso die Scheinwerfer und der Werkzeugkasten.
Mit meinem Hydraulikproblem habe ich mich an einen Fachmann gewandt, der mir dann bestätigte, daß meine angedachte Lösung nicht funktioniert und sogar die Hydraulikpumpe zerstören kann ! - Äh, ja, wie schon gesagt, wenn man keine Ahnung hat, kann Mut das manchmal ersetzen, aber nicht immer.... jedenfalls benötige ich nun ein neues Abschlußstück für das Steuergerät und kann den Trecker bis dahin nicht in Betrieb nehmen.

So, es ist vollbracht, der Trecker läuft wieder und alle funktioniert, dank der Hilfe eines erfahrenen Ex-Deutz-Mitarbeiters konnte ich auch das Hydraulikproblem lösen, allerdings mit etwas Lehrgeld für mich, denn eine neue Endplatte mußte ich bestellen. - Ansonsten habe ich noch den Keilriemen, den Dieselfilter und die Kraftstoffleitung ersetzt, die Elektrik wurde auch saniert, und ich kann voller Stolz hier die ersten Bilder des ( fast) fertigen Treckers zeigen:

Was bleibt noch zu tun?
Die beiden vorderen Felgen bedürfen noch der Behandlung, der Beifahrersitzbügel muß noch montiert werden.
Das alte Sitzkissen des Beifahrersitzes werde ich ebenfalls ersetzen, und die Ackerschiene befindet sich noch zum Richten in der Werkstatt.
Zum Schluß kommt die Frontscheibe natürlich wieder dran, - da werde ich Hilfe benötigen...